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Gedenkrede von Nationalrätin Doris Margreiter in Holzleithen

12. März 2018

Gedenkrede von Nationalrätin Doris Margreiter in Holzleithen

Heute gedenken wir einem traurigen Ereignis, das uns zugleich aber erneut aufrütteln lässt und daran erinnert, dass eine solidarische Gesellschaft und Rechte wie die Meinungsfreiheit oder die Möglichkeit zur politischen Mitgestaltung nicht selbstverständlich sind.
Dieser Tag erinnert daran, dass auch in einer Demokratie Abscheulichkeiten passieren können und es finstere Tage in der österreichischen politischen Geschichte gibt, Tage wie den 12.Februar 1934, an dem sich Politiker ihrer eigentlichen Verantwortung entfernt, und aus menschenverachtenden Gründen sich mit militärischer Stärke gegen das eigene Volk gerichtet haben.
Wenn wir also denn 12 Opfern hier in Holzleithen gedenken, dann denken wir auch an eine Zeit in der die Gesellschaft und das alltägliche Leben aller Menschen von Hetze, Spionage, Neid und somit von Furcht und Angst geprägt war. An eine Zeit in der selbst das Vertrauen zum nächsten Freund durch gezielte Manipulation eines Jeden und Jeder getrübt war.
Heute nicht anders, geschieht dies auf eine schleichende populistische Weise vor unseren offenen Augen zum Beispiel in den sozialen Netzwerken wo Menschen distanziert von der Realität quasi anonym andere Menschen beleidigen, bedrohen und attackieren. Es stellt sich oftmals ein Gefühl der Machtlosigkeit einstellt.
Dazu fällt mir das Zitat von Stefan Zweig ein der gesagt hat:
“Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug”
Aber liebe Genossinnen und Genossen, wir dürfen eben nicht zusehen wie das passiert, müssen immer wieder aufs Neue ankreiden und jene die die Menschlichkeit zu vergessen scheinen in die Schranken weisen.
Wenn man die eigene Geschichte nicht kennt, kann man sich nicht auf die Wurzeln besinnen, daraus lernen und sich weiterentwickeln. Eine Aufarbeitung der Geschichte ist dann nicht möglich.
Wir können uns nicht nur den schönen Teil der Geschichte aussuchen sondern müssen uns dem grausamen Teil stellen und …dürfen nicht müde werden, gerade in Zeiten wie diesen, in denen über die ermordeten JüdInnen in Gesangsbüchern der immer noch gestrigen Burschenschaftern gelacht wird, die Grausamkeiten der Geschichte immer und immer wieder in das Gedächtnis zu rufen.
Man darf aber auch nicht vergessen, dass bei allem Patriotismus und Nationalismus, es die SozialdemokratInnen hier in Holzleithen und vielen Orten des Landes waren, die für ein gemeinsames und offenes Österreich gekämpft haben.
Sie waren es, die aufgestanden sind um diesen Ungerechtigkeiten entgegenzutreten. Die aufgestanden sind, um mit all ihrem Mut und im vollen Bewusstsein der Konsequenzen sich zur Wehr gesetzt haben, in voller Überzeugung dass eine solidarische, freie und gerechte Gesellschaft es Wert ist zu kämpfen.
Diese Menschen, die diese Vision mit ihrem Leben bezahlt haben, Familien und Freunde in Trauer zurückgelassen haben, werden jedoch nicht vergessen werden und ihre Vision lebt weiter, solange es Menschen gibt die ihrer Hinterlassenschaft Würde zollen und solange es Funktionärinnen und Funktionäre wie euch alle hier gibt, die diese Vision weitertragen.
Und besonders in Zeiten wie diesen, in denen Burschenschaftern in der Regierung, Heimwehren wieder aufleben lassen wollen und den falschen Vorbildern huldigen, braucht es die Stärke der Sozialdemokratie. Braucht es jede einzelne Idee für mehr Gerechtigkeit und jede Vision die sich weigert, Situationen hinzunehmen, die Menschen unterschiedlichen Wert zuschreiben. Sei es in Form der Mindestsicherung, der Nationalität, dem Geschlecht, der Religion der sexuellen Ausrichtung oder dem Geld auf dem Konto.
Denn ausgrenzende, menschenverachtende und elitäre Politik die Menschen in Unsicherheit stürzt und Menschen zu Rassismus, Sexismus und Homophobie motiviert, ist niemals richtig. Damals nicht und auch heute nicht. Freundschaft!

 

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