(Wie) ist Widerstand gegen Massenenkündigungen möglich?
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Trotz voller Auftragsbücher und rd. 80 Millionen Euro Unternehmensgewinn kündigte Lenzing AG Vorstandsvorsitzender Peter Untersperger Ende letzten Jahres an ca. 700 Beschäftigte abbauen zu wollen. Formulierungen in denen der Spitzenmanager, mit bis zu 2,2 Millionen Euro Jahresgage, die zur Kündigung anstehenden mit überflüssigem Körperfett verglich, gossen zudem Öl ins Feuer. Betriebsversammlungen, ein offener Brief der Gewerkschaft und eine Solidaritätskundgebung der SozialdemokratInnen des Bezirks waren die Folge. Signale die ihre Wirkung nicht verfehlten und von der Unternehmensführung verstanden wurden.
Um die drohende Gefahr eines Streiks abzuwenden ging man daher auf die Gewerkschaft zu, akzeptierte die Forderung nach einer Machbarkeitsüberprüfung und bot die Ausarbeitung eines umfassenden Sozialplans an. Nach mehreren Verhandlungsrunden erhielt dieser dann auch den Sanktus der Gewerkschaft und stellt nach Aussagen von Betriebsratsvorsitzenden Rudolf Baldinger „einen tragfähigen Kompromiss“ dar.
Pensionierungen, Teilzeit-Lösungen und die Aktivierung der Lenzing-Arbeitsstiftung sollen es sogar ermöglichen, Kündigungen für die Stammbelegschaft gänzlich zu vermeiden.
Der Frage, ob diese Entwicklung angesichts der schwierigen Wirtschaftslage nun als Erfolg für die Arbeitnehmervertretung angesehen werden kann, gingen Funke-Redakteur Martin Wieland, SPÖ-Nationalrätin Daniela Holzinger und ÖGB-Sekretär Frederik Schmidsberger am 30. Jänner 2014 nach. Im Anschluss an den Film „Die Werkstürmer“ mit Michael Ostrowski und Hilde Dalik in den Hauptrollen, diskutierten sie mit dem Publikum und strichen vor allem den Wert der Solidarität für die ArbeitnehmerInnenbewegung hervor: „In den guten Jahren werden die ArbeiterInnen mit kleinen Gewinnbeteiligungen bei Laune gehalten, während sich die Kapitalisten die Taschen vollstopfen. Ändern sich die Zeiten aber, ist das gemeinsame Ziehen an einem Strang – wie dies von der Arbeitgeberseite gerne dargestellt wird – schnell vorbei. Menschen werden zu Kostenfaktoren.“ zeichnet Holzinger die aktuelle Situation, nicht nur in Lenzing, nach. Martin Wieland betont „Was auf Arbeitgeberseite an Macht und Kapital vorhanden ist, müssen die ArbeitnehmerInnen an Solidarität entgegensetzen. Darum sollten sämtliche Möglichkeiten eines Arbeitskampfs auf Betriebsversammlungen diskutiert und beschlossen werden, bevor Verhandlungen mit dem Vorstand aufgenommen werden.“
In Anlehnung an den Film nahm Gewerkschaftssekretär Schmidsberger auch die ZuschauerInnen in die Pflicht. So wären alle aufgerufen ihre Gewerkschaft zu unterstützen und ein Teil der Bewegung zu sein. Zu hoffen, dass schon jemand anders die Arbeit für einen erledigen werde, das würde nicht funktionieren. „Wir alle sind die Gewerkschaft!“ so Schmidsberger.
In der Bewertung der für die Lenzing AG gefundenen Lösung, stimmten die drei Diskutanten überein, dass es schwierig sei von außen zu urteilen und über richtig oder falsch lange debattiert werden könne.
„Rudolf Baldinger trägt als Betriebsratsvorsitzender die Verantwortung das Beste für die Beschäftigten zu erreichen und ich vertraue ihm, dass das hier auch passiert ist. Sollte es in Zukunft jedoch nötig werden die Rechte der ArbeitnehmerInnen durch Kampfmaßnahmen zu schützen, garantiere ich meine vollste Unterstützung.“ konkretisiert die Abgeordnete zum Nationalrat, Daniela Holzinger.
Bildtext: ArbeitnehmerInnenrechte können nur gemeinsam erkämpft und verteidigt werden sagen (v.l.) Funke-Redakteur Martin Wieland, Moderatorin Agnes Friesenbichler, SP-Nationalrätin Daniela Holzinger und ÖGB Regionalsekretär Frederik Schmidsberger.